Andrea Robbi (1864 – 1945)

Andrea Rob­bi (1864–1945) wuchs in Car­rara in der Toscana sowie in der piemon­te­sis­ch­er Kle­in­stadt Saluz­zo bei Turin auf, in der seine Eltern die Pas­tic­ce­ria Methi­er & Rob­bi führten. Den Som­mer ver­brachte die Fam­i­lie jew­eils in Sils Maria, dem Herkun­ft­sort von Andreas Vater Rudolf Rob­bi. Im Okto­ber 1887 schrieb sich Andrea Rob­bi an der Akademie der Bilden­den Kün­ste in München ein, wo er in die Klasse des Land­schafts­malers Karl Raupp, einem Schüler Karl von Pilo­tys, aufgenom­men wurde. Voraus­ge­gan­gen waren ver­mut­lich Aufen­thalte an der Dres­den­er Kun­stakademie, in Ital­ien – vielle­icht in Turin – sowie in Genf bei Barthéle­my Menn. 1888–1891 studierte Andrea Rob­bi an der Académie Julian in Paris. Anfang März 1891 reiste er nach Rom. Von Okto­ber 1895 bis min­destens Feb­ru­ar 1896 hielt er sich in Mai­land auf, wo er Alte Meis­ter kopierte. 

Rob­bi scheint ein intro­vertiert­er, melan­cholis­ch­er Men­sch zu sein, der das Paris­er Nachtleben zwar in vollen Zügen geniesst, in seinen stillen Bildern die Impulse der Mod­erne aber äusserst vor­sichtig aufn­immt. Als er nach aus­gedehn­ten Stu­di­en­reisen in die Zen­tren der europäischen Kun­stschaf­fens nach Sils zurückkehrt, isoliert er sich zuse­hends vom Kun­st­be­trieb. Die wenig­sten sein­er Bilder sind datiert und sig­niert, als seien sie unvol­len­det oder genügten seinen Ansprüchen nicht. 1898 gibt er das Malen auf, entzieht sich während der fol­gen­den 47 Jahre dem Leben ausser­halb seines Haus­es, und gerät als Künstler für lange Zeit in Vergessenheit.

Erhal­ten ist nur ein klein­er Teil des kün­st­lerischen Oeu­vres, meist undatierte Ölbilder, Zeich­nun­gen und Aquarelle. Als Rob­bis Haushalt 1945 aufgelöst wurde, hat­te man längst vergessen, dass der Gescheit­erte einst ein begabter junger Maler gewe­sen war. Erst vier Jahrzehnte nach Andreas Tod wurde sein Werk vom Engadin­er Kün­stler Giu­liano Pedret­ti (1924–2012) endlich entdeckt.

Beitrag im SRF Kul­tur­platz über Andrea Rob­bi und das Muse­um (27.01.2010).

Spätes Selb­st­porträt, undatiert um 1897

Andrea Rob­bi stellt sich hier in klas­sis­ch­er Pose dar. Er schaut den Betra­chter direkt an, in seinem Gesicht­saus­druck man­i­festiert sich eine innere Span­nung, die durch den starken Kon­trast zwis­chen der grell anges­trahlten und der im Dunkel liegen­den Gesicht­shälfte zusät­zlich ver­stärkt wird. Dieses Selb­st­porträt ist offen­sichtlich unvol­len­det geblieben: Die Maluten­silien und die Lein­wand im unteren Bil­drand sind nur angedeutet, ausser­dem ist die Über­malung der recht­en Schul­ter und der recht­en Gesicht­shälfte sicht­bar geblieben. Es wird über­liefert, Andrea Rob­bi habe 1898 lange an einem Selb­st­porträt gear­beit­et und sei daran gescheit­ert. Aus diesem Grund habe der Kün­stler die Malerei aufgegeben.

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Die Mutter von Andrea Robbi, 1884_1898
Die Mutter von Andrea Robbi, undatiert, zwischen 1884 1898, Öl auf Leinwand
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Titel
1038B
Frauenporträt, undatiert (zwischen 1884 und 1898), Öl auf Leinwand
Andrea Robbi Galerie
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